Monster, Hexen und Gespenster
Kindliche Ängste: Wie Eltern unterstützen können
Angst vor Monstern, vor Dunkelheit oder vor Prüfungen. Jeder Mensch hat Ängste. Was sind typische Ängste im Kindesalter und wie gehe ich als Eltern damit um? KUMMEKASTEN-Beraterin Sabine Marx gibt Tipps.
Ängste in verschiedenen Alters- und Lebensphasen
Angst ist ein Gefühl, das jeder Mensch kennt. Entwicklungsgeschichtlich hat Angst eine wichtige Bedeutung: Sie warnt und schützt uns vor Gefahren und hält uns davon ab, uns leichtsinnig in halsbrecherische Abenteuer zu stürzen. Dieses Gefühl kann uns befähigen, Kräfte zu mobilisieren und uns zu Leistungen befähigen, zu denen wir im normalen Gemütszustand nicht fähig wären. Zur Entwicklung von Kindern gehört, dass sie den Umgang mit den Ängsten der jeweiligen Lebensphase erlernen.
In dieser Phase haben Kinder häufig Angst vor Trennung von den Eltern, vor fremden Menschen und unbekannten Situationen.
In dieser sogenannten magischen Phase glauben Kinder an Zauber- und Fantasiegestalten. Sie fürchten sich vor Monstern, Geistern, bösen Hexen, aber auch vor realen Gefahren wie Einbrechern oder Feuer. Viele haben Angst im Dunkeln.
Kinder nehmen bereits mehr Anteil an dem, was um sie herum passiert und was sie vielleicht auch im Fernsehen sehen. Es kann sein, dass sie Angst empfinden vor Krieg, Terror, Naturkatastrophen, vor Tieren, Krankheiten und Verletzungen.
Die frühkindlichen Ängste lassen im Grundschulalter in der Regel nach. Mit dem Besuch der Schule können wachsende Anforderungen und Leistungsdruck ein Gefühl von Überforderung, Schul- und Prüfungsängste auslösen.
In dieser Phase haben Kinder mehr mit sozialen Ängsten zu kämpfen. Die Eltern verlieren an Bedeutung und die sogenannte Peergroup wird immer wichtiger. Kinder möchten dazu gehören und haben Angst davor, ausgeschlossen und nicht anerkannt zu werden.
Angst bei Kindern: Tipps für Eltern nach oben
Wenn Kinder Angst haben und die Nähe der Eltern suchen, wollen sie kein bestimmtes Verhalten erzwingen. Vielmehr sind Kinder in Momenten der Angst fest davon überzeugt, dass tatsächliche Gefahren auf sie lauern. Mit den Tipps und Ratschlägen von Sabine Marx könnt ihr eure Kinder durch Momente der Furcht begleiten.
Was kann ich tun, wenn mein Kind Angst hat?
Sabine Marx: "Entlastend kann sein, wenn Sie Ihrem Kind erklären, dass jeder Mensch immer wieder mal Angst hat. Dass das zwar nicht schön, aber ganz normal ist. Vielleicht erzählen Sie Ihrem Kind, dass auch Sie Angst haben und was Ihnen in solchen Situationen gut tut. Machen Sie Ihrem Kind Mut, Ängste zu überwinden. Trauen Sie ihm, seinem Alter entsprechend, Eigen- und Selbstständigkeit zu und geben Sie ihm immer wieder das Gefühl, dass Sie auf seine Fähigkeiten vertrauen."
Sabine Marx: "Unterstützend und tröstend für Ihr Kind ist, wenn es das Gefühl hat, dass Sie seine Ängste wahr- und ernst nehmen. Hören Sie zu, seien Sie zugewandt und geduldig. Manchmal braucht es auch keine großen oder viele Worte: Nehmen Sie Ihr Kind in den Arm und zeigen Sie ihm auf diese Weise, dass Sie für es da sind."
Für Kinder scheint besonders zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr alles möglich zu sein: Monster, Geister, Gespenster und ähnliche Fantasiegestalten spielen im Alltag eine Rolle. In der kindlichen Vorstellung ist es absolut realistisch, dass die böse Hexe oder der böse Wolf aus dem Märchen tatsächlich irgendwo in der Dunkelheit des nächtlichen Kinderzimmers lauern. Hier hilft es Kindern, nicht allein zu sein und euch als Eltern in der Nähe zu wissen.
Sabine Marx: "Sind Kinder in der magischen Phase, können sie Ängste gut spielerisch verarbeiten. So wird Ihnen Ihr Kind vermutlich mit großem Eifer und Spaß helfen, eine Falle für das Monster unter dem Bett zu bauen."
Sabine Marx: "Wenn Ihr Kind zum Beispiel Angst vor der Nacht hat, können Einschlafrituale helfen. Sie geben der Übergangsphase vom Wachsein zum Schlafen eine Struktur und Struktur gibt Sicherheit. Kuscheltiere oder zum Beispiel ein Schal oder Pulli, der nach Mama oder Papa riecht, sind tröstende Begleiter in die Nacht. Ein Nachtlicht oder eine offene Tür können die Angst vor Dunkelheit lindern."
Sabine Marx: "Sie sind als Mutter oder Vater Vorbild: Kinder schauen sich von Ihnen ab, wie sie mit Gefühlen umgehen oder in bestimmten Situationen reagieren. Haben Sie große Angst vor etwas, kann es passieren, dass Sie diese Angst auch auf Ihr Kind übertragen. Hilfreich kann daher sein, dass Sie für sich selbst und vielleicht im Austausch mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin oder mit Freunden über eigene Ängste und Verhaltensweisen reflektieren und sich gegebenenfalls helfen lassen.
Ängste zu verschweigen und zu unterdrücken, kostet Kraft und Kinder spüren, dass da etwas nicht stimmt. Über Ängste zu reden, schafft Vertrauen und wirkt entlastend. Es kann für Kinder auch als stärkend erlebt werden, wenn Eltern erzählen, wie sie mit ihrer Angst umgegangen sind und was ihnen in schwierigen Situationen geholfen hat."
Sabine Marx: "Kritisch wird es, wenn Ängste Ihr Kind in seinem ganz normalen Alltag einschränken und es beginnt, bestimmte Situationen zu vermeiden oder sich auch sonst sein Verhalten ändert: es zum Beispiel stiller wird, sich zurückzieht oder auffällig aggressiv reagiert. Scheuen Sie sich nicht, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Besprechen Sie mit einem Arzt. Hilfreich kann auch der Besuch einer Familienberatungsstelle sein."
Was kann ich tun, wenn mein Kind Schulangst und Prüfungsangst hat?
Sabine Marx: "Für Ängste im Zusammenhang mit Schule kann es viele verschiedene Ursachen geben: So kann es dem Kind zum Beispiel schwer fallen, sich von Mutter oder Vater und dem behüteten Zuhause zu trennen. Vielleicht wird es schlecht von Mitschülern behandelt oder empfindet das Verhalten eines Lehrers als zu streng oder ablehnend. Oder es leidet unter (zu) hohem Leistungsdruck."
Sabine Marx: "Schulangst kann zu einer großen Belastung für Kinder werden. Es kann sein, dass sie mit körperlichen Symptomen wie Bauch- und Kopfschmerzen reagieren oder Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen haben. Oder sie versuchen, die Angst machende Situation zu vermeiden und weigern sich, in die Schule gehen."
Sabine Marx: "Lassen Sie Ihr Kind nicht allein mit seinen Ängsten und versuchen Sie herauszufinden, was Auslöser und Ursache sind. Überlegen Sie gemeinsam mit dem Kind, was hilfreich sein könnte. Bleiben Sie auch nicht allein mit Ihrer Sorge. Suchen Sie das Gespräch mit der Schule – den Lehrern, den Beratungslehrern oder mit einem Schulpsychologen.
Errmutigen Sie Ihr Kind sich außerhalb der Schule zu beschäftigen: Sport zu treiben oder sich um sonstige Hobbys zu kümmern. Fördern Sie seine Talente und Neigungen."
Sabine Marx: "Ängste können wachsen und größer werden, wenn sie ignoriert werden. Wichtig ist daher auch für Lehrerinnen und Lehrer, dass sie mit dem Kind und im nächsten Schritt auch mit den Eltern sprechen: Welche Ängste quälen das Kind? Was sind die Ursachen? Was kann die Schule dazu beitragen, dass die Ängste weniger werden oder im Idealfall auch verschwinden?"